Logo 1275 Jahre Otting

Herzlich Willkomen auf der Internetseite zum Thema "Otting im 1.Weltkrieg"!


Diese Seite wurde insbesondere für die Pfarrgemeinde Otting erstellt, um den heutigen Einwohnern einen Blick in die Vergangenheit vor ca. 110 Jahren zu ermöglichen.
Eine Zeit in der sich Deutschland und auch Bayern in einem heute unverstellbar grauenvollen Krieg befand.
Durch die im Pfarramt erhaltenen Feldpostbriefe sprechen die damaligen Ottinger heute wieder zu uns und ermöglichen Einblicke in ihre Welt von damals.
Die meist in deutscher Kurrentschrift verfassten Dokumente wurden in lateinische Schrift transkribiert und können auf der Seite Dokumente durchgeblättert werden. Durch die chronologische Sortierung besteht die Möglichkeit, sich "durch den 1.Weltkrieg zu lesen".
Alle Verfasser der Dokumente konnten identifiziert werden, sie sind auf der Seite Personen unten alphabetisch angeordnet.
Es wurde eine Verlinkung zwischen den Dokumenten und den Personen eingerichtet, so dass ein komfortables Lesen und Nachschlagen möglich ist.
Die Schriftstücke wurden mit sehr hoher Auflösung gescannt, so dass es möglich ist die Transkription zu überprüfen (rechter Mausklick -> Grafik in neuem Tab öffnen).

Die Seite wurde ohne Anspruch auf Ästhetik erstellt, trotzdem noch zwei Anmerkungen zum Design:

Es wurden für Rahmen die Farben der damaligen deutschen Flagge verwendet.
Es wurde für Links in Blau mit Hintergrund in Weiß die Farben der bayerischen Flagge verwendet.

Dies ist eine dem Thema der Seite angepasste Farbgebung und hat ausdrücklich keinen Bezug zur Reichsbürgerszene oder sonstigen Anti-Demokratischen Gruppierungen.

Diese Seite soll:

Diese Seite soll nicht:



Diese Seite wird zukünftig weiter entwickelt, eine Mithilfe in Form von sachdienlichen Bildern und Informationen wäre außerst wünschenswert.


Spuren des 1. Weltkrieg in der Pfarrgemeinde Otting

1. Das Kriegerdenkmal an der Ostseite der Pfarrkirche


Auf dem zentralen Reliefbild ist ein Soldat am Fuße des Gekreuzigten abgebildet, zum Zeichen dass auf Leben und Tod jedes Soldaten die göttliche Fügung mehr Einfluß hat, als jede Fähigkeit des Soldaten.

Ein stark zurückgeschnittener Eichenbaum der dennoch einige Triebe hat, symbolisiert die Heimat, welche durch den für Deutschland und Bayern unglücklichen Kriegsausgang gestutzt wurde (Reparationszahlungen und von den Siegerstaaten verhängte Auflagen), aber dennoch die Kraft hat wieder zu Kräften zu kommen.

Der Spruch und die Inschrift im Kranz unten sprechen für sich.

Auf zwei Tafeln sind die Gefallenen, Vermissten und an den Kriegsfolgen in der Heimat Verstorbenen aus der Pfarrei Otting aufgelistet. Der geneigte Leser kann sich mittels Klick auf den Namen auf der rechten Seite über die genannte Person informieren.
Linke Tafel Frankreich Johann Maier
Josef Damoser
Otto Maier
Josef Spiegelsberger
Joseph Seehuber
Josef Frisch
Joseph Huber
Simon Filzer
Engelbert Gabler
Leonhard Oberzeiler
Matthias Haberlander
Sebastian Geisberger
Joseph Bösch
Josef Neuhauser
Alois Schreckenbauer
Georg Vordermayer
Johann Kuchlbauer
Franz Kroiss
Karl Pachmayer
Sebastian Oswald
Ludwig Gabler
Johann Steinmassl
Georg Stöger
Johann Mittermaier
Andreas Zahnbrecher
Rechte Tafel Josef Bayerl
Franz Neuhauser
Josef Wimmer
Franz Breitenlohner
Jakob Trattler
Wilhelm Haberlander
Heinrich Fuchs
Johann Waldherr
Franz Perschl

Josef Wallner
Johann Schmid
Johann Baderhuber
Eduard Söldner
Ludwig Wirnharter

Michael Maier

Johann Perschl
Simon Seehuber


2. Die Feldpostbriefe an Pfarrer Binder - Versuch einer groben Übersicht



Am 28.7.1914 erfolgte die Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Serbien. In der Folge war das Deutsche Reich und damit das Königreich Bayern ebenfalls in den Krieg verwickelt und es erfolgte die Mobilmachung. Die Ottinger Männer mussten die Heimat verlassen um in der Fremde ihr Leben zu riskieren. Bevor sie ins Feld zogen, wurde ein Bittgottesdienst in der Wallfahrtskirche Maria Mühlberg bei Waging abgehalten, bei dem der damalige Ottinger Pfarrer Binder zumindest einen Teil des Wortgottesdienst abgehalten hat. Die Soldaten ließen sich den schützenden Segen auch der lieben Gottesmutter Maria vom Mühlberg erteilen und gingen bestärkt in die Schlachtfelder des Krieges. Am 23. September 1914, nicht ganz zwei Monate nach Ausbruch des Krieges, wandten sich einige Ottinger Soldaten (Stephan Zauner aus Kohlbrenn, Stephan Weiß aus Partenhausen) vermittelst einer Postkarte an Ihren Seelsorger Pfarrer Binder mit der Bitte um Zusendung von "Schokolade oder so ähnliches", weil es "im Feindesland sehr schwierig ist, auch nur irgendetwas ums teure Geld zu bekommen", verbunden mit dem Versprechen diese Tat "tausendmal zu vergelten" und dem Versprechen "alle Tage fleißig zu unserer lieben Frau um ein glückliches Durchkommen im Kriege" zu beten. (Anmerkung: Nahrungs- und Genußmittel waren im Krieg valide Tauschmittel). Diese Bitte fiel auf fruchtbaren Boden, Pfarrer Binder folgerte richtig, er schrieb oder beschaffte Listen möglicher Abnehmer seiner Hilfspakete zusammen und verschickte mehr oder weniger regelmäßig solche damals so genannten "Liebesgaben". Die heute aus dem Schriftverkehr bekannten Inhalte der Pakete, waren Nahrungsmittel, insbesondere Honig, Kuchen, Obst, Schokolade, aber auch Zigarren, frische Wäsche, Zeitungen, Gebetbücher, Rosenkränze und finanzielle Beihilfen z.B. über Postanweisungen.

Die Antworten und Danksagungen der Soldaten auf solche Pakete stellen den Hauptteil der Feldpostbriefe dar, doch entstanden hierbei Brief-Freundschaften, die weit über ein übliches Verhältnis zwischen Seelsorger und Pfarrkind hinaus ging.
So verabschiedet sich beispielsweise Michael Geischeder in einem Feldpostbrief mit "von deinem dich liebenden Pfarrkinde".
Ein Extremfall stellt hier Simon Braml dar, er ist nicht nur die Person von der die meisten Schriftstücke vorliegen, sein Vertrauen und seine Liebe zu Pfarrer Binder war so groß, dass er - gerade schwerst verwundet und seine Schmerzen vermutlich mit Morphium beruhigt - zuallererst eine Postkarte an Pfarrer Binder sendete. Der Inhalt der Postkarte ist etwas verwirrend, teilt aber das wichtigste mit: er ist verwundet. Neun Tage später erhält Pfarrer Binder von ihm einen Feldpostbrief der wieder im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte geschrieben wurde.

Im Schriftverkehr tauchen weitere Begebenheiten auf, die Pfarrer Binder als gütigen Helfer erscheinen lassen:
Manchmal finden sich Berichte der Ottinger von den Kriegsgeschehnissen. Beispiele hierfür sind:
Einige der Absender der Feldpostbriefe waren herausragende Persönlichkeiten, die heute noch entsprechende Bekanntheit haben: Es gibt weitere, nicht kategorisierbare aber bemerkenswerte Schriftstücke:

Ein "Beweis dass Maria wirklich hilft" findet sich in den Briefen an Pfarrer Binder: Der Soldat Michael Geischeder wurde von einer Gewehrkugel getroffen, ein "Gweichtl" mit der Gottesmutter Maria aber hat die Kugel abgefangen und ihn vor schwerer Verletzung oder gar den Tod bewahrt.

Im Briefwechsel taucht der Begriff "Weltkrieg" das erste Mal am 6.3.1916 in der Postkarte von Lorenz Sonderhauser auf.

Ein dunkles Kapitel der deutschen Vergangenheit stellt der Einsatz von chemischen Giften als Waffe dar. Der Diepertinger Joseph Huber war bei dem allerersten Einsatz vor Ort, und hat Pfarrer Binder von einer Vergiftung der Luft berichtet.

Manche Soldaten betätigten sich lyrisch: Besonders die Schriftstücke mit Dr. Dr. "Franzl" Zahnbrecher zeigen, dass die damaligen Ottinger mit ihrem Hochwürden vertraut verkehrten, und es anscheinend eine akademische Jugend um Pfarrer Binder gab, die dieser mit Sicherheit auch gefördert hat. So tituliert Dr. Dr. "Franzl" Zahnbrecher den Pfarrer Binder in einer Postkarte als "meinen lieben Studentennährvater". Manche freundlich-fröhlichen Schriftstücke der "Studierten" Dr. Dr. "Franzl" Zahnbrecher, Andreas Dunstmair, August Deller, Anton Eder zeugen von einer gefestigten Beziehung zu Pfarrer Binder.

Ein weiteres Zeugnis der Zugeneigtheit von Pfarrer Binder zu seinen Pfarrkindern, sind die beiden Trauerreden die unter den Briefen gefunden wurden:

Auf den ersten Blick kurios erscheint es, dass manche Briefe nicht an Pfarrer Binder persönlich adressiert sind, sondern an die damalige Pfarrhaushälterin Frl. Anna, welche auch in vielen Briefen und Postkarten besonders gegrüßt wird. Es ist aber doch so manchem Soldaten leichter gefallen, ein Bittgesuch nicht direkt an den Seelsorger zu richten, sondern mit Frl. Anna eine wohlmeinende und angesehene Fürsprecherin zu haben, welche die Bitte zur rechten Zeit mit den rechten Worten an Pfarrer Binder herantrug.

Traurigerweise ist Fräulein Anna die einzige Person aus dem ganzen Schriftverkehr, deren Personalien bis heute nicht festgestellt werden konnten. Wer diese Zeilen liest und Näheres zum Fräulein Anna weiß, möge über die Seite Mitteilungen sein Wissen teilen.

Dies sei ein grober Abriß, was wir heute aus den Feldpost-Dokumenten von der früheren Zeit erfahren können. Dem interessierten Leser sei ein Lesen aller Schriftstücke in chronologischer Reihenfolge empfohlen. Dazu verwende man die Schaltfläche "Ein Dokument vorwärts" beginnend auf der Seite des ersten Schriftstückes.

3. Die Friedenslinde auf dem Schloßberg

Die Kriegsheimkehrer pflanzten 1919 zusammen mit Pfarrer Georg Binder die bis heute vor Krieg mahnende Friedenslinde auf dem Schloßberg. Einmal zum Gedenken an die gefallenen Männer aus der Pfarrei Otting, zum Anderen aus Dank für die Heimkehr aus dam 1.Weltkrieg. Wer genauere Umstände dieser Pflanzung kennt oder sogar Fotos zu diesem Ereignis hat, wird gebeten diese Kenntnisse zu teilen.

Es fehlt hier ein Bild der Friedenslinde

4. Die Ehrentafel der Gefallenen, Vermißten und an den Folgen in der Heimat Verstorbenen Ottinger Soldaten des 1. Weltkriegs

In den Nachkriegsjahren wurde eine Ehrentafel mit den Fotografien und Namen der Ottinger angefertigt, die im oder durch den 1. Weltkrieg verstorben sind. Diese Tafel hängt heute noch beim Oberwirt in Otting im Salettl über der "alten" Sitzecke. Die Daten zu jeder darauf abgebildeten Person können auf der Seite Personen nachgeschlagen werden.

Bild der Ehrentafel Rhein Markus 2024